Die Legalisierung von THC – Wie sieht es bei unseren Nachbarn in Deutschland aus?
7. Januar 2022 7 min zum lesen

Die Legalisierung von THC – Wie sieht es bei unseren Nachbarn in Deutschland aus?

Die Legalisierung von THC – Wie sieht es bei unseren Nachbarn in Deutschland aus?

Der Schrei nach der Legalisierung geht schon sehr lange in Deutschland um und wird immer lauter. Wurde er endlich gehört? Hier erfahrt ihr mehr.

Die aktuelle Lage zum Cannabis in Deutschland

Aktuell ist CBD als Wirkstoff legal erhältlich, wie auch hier bei uns in der Schweiz. Jedoch fällt das THC in Deutschland noch immer unter das Betäubungsmittelgesetz. An dem Punkt ist die Schweiz bereits ein klein wenig weiter und hat die Gesetzeslage so weit angepasst, dass eine kontrollierte Abgabe an volljährige Personen bald möglich sein könnte.

Der Schrei nach der Legalisierung geht schon sehr lange in Deutschland um und wird immer lauter.

Lange unterdrückt wurde es durch engstirnige, konservative Politiker. Nur weil Alkohol gefährlich ist, ist das böse „Kiffgras“ noch lange „kein Brokkoli“. Danke, Frau Ludwig (bis 2021 Drogenbeauftragte des deutschen Bundesrates), für diese wundervolle Formulierung. [sarkastischer Applaus]

Inzwischen sind es jedoch nicht nur die jüngeren Generationen, welche sich danach sehnen, sondern auch ältere Generationen sehen eine Legalisierung inzwischen als sinnvoll an, dank jahrelanger Aufklärung.

 

Warum wäre es sinnvoll, Cannabis zu entkriminalisieren?

Hierbei sind einige Punkte und Sichtweisen zu beachten, welche im Grunde nicht nur auf Deutschland zutreffen, sondern auch auf die Schweiz zum Beispiel.

Zunächst mal, was sicher alle Politiker hellhörig macht: Es bringt Geld in die Staatskasse! Und zwar nicht mal so wenig. Deutschland besteuert nun mal alles doppelt und dreifach – ausser eben illegale Geschäftchen. Wenn die Nutzer bald aber so viel einfacher an Cannabis herankommen könnten UND der deutsche Staat sich daran auch gleich noch ein wenig die Taschen füllen kann, ist es allemal eine Win-win-Situation. Unter „Märchensteuer“ versteht man zwar etwas anderes, aber ich finde diesen Ausdruck für die Besteuerung von Cannabis ausgesprochen passend – Die Steuer, die jeder gerne zahlt und auch jeder immer wieder gerne bezahlt.

Ein weiterer Punkt ist die medizinische Herangehensweise. Dazu möchte ich erstmal klarstellen, dass Cannabis nicht für jeden geeignet ist und sicher auch nicht jedem hilft. Jedoch gibt es definitiv Menschen, welche es nicht nur zum Vergnügen konsumieren, sondern damit gewisse Krankheitsbilder behandeln. Das Problem an einer solchen Behandlung ist einerseits, dass es in Deutschland sehr schwer ist, an medizinischen Cannabis heranzukommen, andererseits trauen sich auch einfach viele Patienten kaum, zum Arzt zu gehen. Ob es nun Angst vor einer klaren Diagnose ist, der eigene Stolz, oder was auch immer – viele Menschen, die es bräuchten, gehen einfach nicht zum Arzt, bis es zu spät ist. Eine Eigenmedikation ohne ärztlichen Rat ist zwar sicher auch nicht das Gelbe vom Ei, aber es kann bei Fällen von Depressionen, Schlafstörungen, chronischen Schmerzen und sogar zum Beispiel gegen die Nebenwirkungen einer Chemotherapie im Falle einer Krebserkrankung helfen.

Wichtig ist auch der Punkt Sicherheit. Hier ist die Sicherheit des Nutzers ein grosses Thema. Man hört immer wieder, dass dem Cannabis, welches man „auf der Strasse“ ersteht, andere Stoffe beigemischt werden, um das Suchtpotenzial durch die Decke gehen zu lassen. Wenn es dann jedoch staatlich überwacht und legal wäre, hat man immer saubere Kräuter und muss sich keine Sorgen darum machen, vom Gras heroinabhängig zu werden.

Beim Thema Sicherheit geht es aber auch nicht nur um die, des Nutzers, sondern auch irgendwo um die staatliche Sicherheit. Seien wir mal ganz ehrlich: Die Polizei, die Justiz und der Strafvollzug könnten sich sicher besser beschäftigen, als jedem kleinen Kiffer hinterherzurennen. Somit würden im Falle einer Legalisierung diese ganzen behördlichen „Instrumente“ entlastet werden.

Wer das Wort „Beschaffungskriminalität“ schon mal gehört hat, weiss auch, dass eine Legalisierung dies bei korrekter Herangehensweise unterbinden würde. Es handelt sich hierbei um die Art Verbrechen, welche begangen wird, um die Mittel zu erreichen, die Drogen zu beschaffen. Diesen Punkt habe ich jedoch bewusst mit dem Hinweis „bei korrekter Herangehensweise“ eingeschränkt. Kanadas Legalisierung ist ein gutes Beispiel, wie es nicht so optimal läuft. Hier haben nun offizielle Läden die Möglichkeit, Cannabis zu verkaufen – doch solche Läden lohnen sich nur, wo auch viele Menschen sind, also in Grossstädten. An den ländlicheren Regionen ist dies jedoch ziemlich vorbeigegangen, was zur Folge hat, dass dort der illegale Handel und die damit verbundene Kriminalität nicht gesunken ist.

 

Was hat sich jedoch in Deutschland geändert?

Die neu gewählte „Ampel“-Koalition (rot, gelb, grün) nimmt das Thema in Angriff. Was am Ende dabei herumkommt, wird sich selbstverständlich erst noch zeigen, aber die Pläne sind erstmal gross, sinnvoll und zur Abwechslung mal machbar. Aber naja… Das war der Berliner Flughafen BER auch… Hat ja nur 14 Jahre gedauert. LOL

Ernst beiseite! Nichtsdestotrotz bin ich erstmal optimistisch, dass der Weg erfolgreich gegangen wird. Auch wenn es noch Jahre dauern könnte, bis besagte grosse Pläne umgesetzt werden, aber der längste Weg beginnt nun mal mit dem kleinsten Schritt.

 

Wie sieht der Plan denn aus?

Geplant ist, den Verkauf an volljährige Personen in kontrolliertem Ausmass zuzulassen, doch das nicht überall. Hauptsächlich ist der Verkauf in Apotheken vorgesehen, und zwar parallel zu einem elektronischen Abgabezähler, damit es nicht im Übermass bezogen und vielleicht sogar dann doch an Minderjährige weiterverkauft werden kann.

 

Dass es in Apotheken verkauft werden soll, hat diverse Vorteile

Wie zuvor angesprochen, gibt es da in Kanada einige unerwartete Probleme, wie dass diese speziellen Läden eben nur in grossen Städten lohnenswert sind. Apotheken gibt es in Deutschland jedoch bereits in beinahe jeder Stadt, jedem Dorf und gefühlt sogar in jedem Wald. Die Apotheken haben im Grunde genommen also nicht den Profit im Sinn um zu überleben, denn stabil sind sie weitestgehend bereits. Zudem besteht bereits das logistische Netzwerk für sicheren Transport, sowie lokale, geschützte Lagermöglichkeiten, da Apotheken ja bereits jetzt bei vielen Medikamenten dazu verpflichtet sind, diese wegzuschliessen.

 

So weit, so gut – aber wollen die Apotheken überhaupt Cannabis vertreiben?

Wichtig hierbei ist, dass keine Apotheke zum Vertrieb verpflichtet werden soll. Wenn sich also ein Betreiber gerne heraushalten will, hält ihn der Staat nicht davon ab.

Der deutsche Apothekenverband bzw. dessen Präsidentin Frau Gabriele Regina Overwiening hat sich umfassend dazu geäussert. Ich versuche es zusammenzufassen: Sie hat treffend formuliert, dass die Apotheken sich damit definitiv in einen Interessenkonflikt begeben. Apotheken sind dafür da, um Menschen medizinisch zu helfen, was den Vertrieb von Genussmitteln eigentlich unsinnig machen würde. Im Grunde könnte ansonsten auch bald ein Schnaps- oder Zigarettenregal in der Dorfapotheke auftauchen.

Frau Overwiening hat jedoch auch die Vorteile einer Legalisierung angesprochen, wie ich sie zuvor auch bereits beschrieben habe.

Zusammenfassend wurde angesprochen, dass die Apotheken sich wohl nicht darum reissen, aber lieber ein Teil einer sicheren Lösung sind, als die Arme zu verschränken und damit die Kiste an den Baum fahren lassen.

 

Meine eigene Meinung dazu

Ich, als deutscher Staatsbürger, nun in der schönen Schweiz beheimatet, halte es für überaus sinnvoll, Cannabis zu legalisieren – sowohl in Deutschland, als auch in der Schweiz. Die deutsche Herangehensweise ist machbar und gut, sofern alle Beteiligten in dieselbe Richtung rudern, sonst geht es nur im Kreis – wie bei so vielen anderen Punkten in der deutschen Politik.

Zudem ist das Thema Legalisierung endlich mal eine sinnvolle Richtung, in welche Deutschland sich hier bewegt. Definitiv sinnvoller, als Aufrüstung des Militärs, wie man das Bildungssystem weiter abrüsten kann oder welche Strasse mal wieder zwanzig neue Schilder benötigt.

Auch in Bezug auf Corona wäre eine Legalisierung meiner Meinung nach sinnvoll, denn wer stoned und happy zu Hause hockt, steckt draussen niemanden an, oder lässt sich nicht anstecken. Nur das Tütchen herumzureichen, sollte man sich auch zu Hause sparen ;)

Hierzu noch eine kleine Randbemerkung: Norwegen hat beim Start der Coronaproblematik Cannabis zwar nicht legalisiert, aber während eines Lockdowns temporär entkriminalisiert, mit eben der Begründung, dass die Polizei besseres zu tun hat und die Leute stoned wenigstens zu Hause bleiben.

An dieser Stelle: Ehrlicher Applaus für Norwegen!

 

Das subjektive Fazit zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland

Für die Staatskasse, Recht und Ordnung, für das Gesundheitssystem und für den Endverbraucher ist es definitiv eine Erleichterung. Es würde mehr Jobs geben, da der Anbau dann höchstwahrscheinlich in staatliche Hand fallen würde, der Konsum wird sicherer und die Aufklärung in Bezug auf den Konsum würde sich schlagartig verbessern und den bitteren Beiklang des „kiffens“ auflösen.

 

Alles in allem: Ich bin ausserordentlich optimistisch über die Legalisierung, sowohl bei Sinnhaftigkeit, als auch bei der Umsetzung!

Wir wollen zwar kein Rennen daraus machen, aber mich interessiert es schon, ob die Schweiz oder Deutschland schneller sind. ?

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